Link zurück

So tragen Umsiedlungen zur sozialen Nachhaltigkeit im Sunnige Hof bei

Günstigen Wohnraum für möglichst viele Personen anbieten. Das ist eine der Kernaufgaben der Genossenschaft. Die Belegungsrichtlinien dienen als Hilfsmittel. Sie stellen sicher, dass Wohnungen effizient genutzt und nicht zu wenige Personen in grösseren Wohneinheiten leben. Geraten die Belegungsrichtlinien aus der Balance, setzt der Sunnige Hof auf Umsiedlungen, um die soziale Nachhaltigkeit zu gewährleisten. Zwei betroffene Familien berichten, wie sie diesen Prozess erlebt haben.

Neben der ökologischen hat der Sunnige Hof immer auch die soziale Nachhaltigkeit im Blick. Im Alltagsgeschäft ist die Vergabe von Wohnraum an eine möglichst breite Bevölkerungsschicht zu fairen Mietpreisen ein integraler Bestandteil der sozialen Nachhaltigkeit. Angesichts der steigenden Wohnungsknappheit in der Stadt und im Raum Zürich ist es dem Sunnige Hof hinsichtlich der sozialen Nachhaltigkeit ein Anliegen, den limitierten Wohnraum für unsere Zielgruppen möglichst optimal und sozialverträglich zu nutzen. Ein zentrales Instrument dazu bilden die Belegungsrichtlinien.

Mit den geltenden Belegungsrichtlinien als Basis stellt der Sunnige Hof sicher, dass die Wohnungsgrösse und die Anzahl der Bewohnenden in einem angemessenen Verhältnis zueinander stehen, was im Grundsatz heisst, dass die Zimmerzahl die Zahl der Bewohner*innen nicht um mehr als eins übersteigen soll. Für eine 4½-Zimmer-Wohnung bedeutet dies beispielsweise eine Belegung von mindestens drei und für eine 5½-Zimmer-Wohnung von mindestens vier Personen. Leben weniger Personen als erlaubt in einem Wohnobjekt, liegt eine Unterbelegung vor. In diesem Fall müssen die Mieter* innen innerhalb einer Übergangsfrist von zwei Jahren das Wohnobjekt für Genossenschafter*innen freigeben, welche die Kriterien erfüllen. Der Sunnige Hof unterstützt die Mietenden in diesen Umsiedlungsprozessen mit Wohnungsangeboten, die den veränderten Lebenssituation entsprechen.

Mit dem beschriebenen Mechanismus wird die soziale Nachhaltigkeit innerhalb der Genossenschaft gewährleistet. Gleichzeitig stellen die Umsiedlungsprozesse für die betroffenen Mietenden eine herausfordernde Übergangszeit dar. Wir haben zwei Familien getroffen, welche diesen Umsiedlungsmechanismus durchlebt haben, und zeigen daran exemplarisch auf, wie ein Umsiedlungsprozess störungsfrei funktionieren kann.

Anne Laurence Stadelmann

Anne-Laurence Stadelmann hat sich gründlich mit ihrer Umsiedlung und dem bevorstehenden neuen Lebensabschnitt auseinandergesetzt. «Diese Siedlung war für mich Familie – und wird es immer bleiben! Ich wusste, dass mir der Abschied schwerfallen würde. Deshalb musste ich mich diesem Thema und den damit aufflackernden Emotionen stellen», sagt die 54-Jährige. Vom Wechselbad der Gefühle während des Auszugs aus dem 4½-Zimmer-Einfamilienhaus in der Siedlung Wehntalerstrasse an der Grenze zu Zürich-Affoltern wurde die lebensfrohe Mittfünfzigerin dennoch überrascht. Das beweisen die letzten Tage und Stunden vor der Umsiedlung. Beim Überstreichen ihrer braunen Wohnzimmerwand hinterliess sie von Emotionen übermannt der Nachwelt eine Nachricht in weisser Farbe. Mit «au revoir chers voisins» verabschiedete sie sich nach 17 Jahren aus «ihrem» geliebten Einfamilienhaus.

Tatsächlich fühlt sich Anne-Laurence Stadelmann dem Einfamilienhaus und der Siedlung Wehntalerstrasse nach wie vor verbunden. In das charmante doppelstöckige Haus mit Parkettboden und roten Steinplatten am Eingangsbereich ist sie mit ihrem damaligen Partner und dem gemeinsamen Sohn im Herbst 2006 eingezogen und schloss daraufhin zahlreiche Freundschaften. Diese bestehen noch heute. «Wir haben zusammen gefeiert oder geweint und uns zum Beispiel gegenseitig bei der Kinderbetreuung unterstützt», sagt die berufs- tätige Mutter. Dieser intensive soziale Kontakt gab ihr und dem mittlerweile 22-jährigen Sohn in der herausfordernden Trennungsphase von ihrem damaligen Partner zusätzlichen Halt. Die Klassenlehrerin an der Kunst- und Sportschule konnte nach der Trennung zusammen mit ihrem Sohn das Siedlungsleben an der Wehntalerstrasse über einen längeren Zeitraum hinweg weiterhin geniessen – bis sich nach dem Lehrabschluss des Sohns dessen Auszug in eine eigene Wohnung anbahnte.

«Das Konzept der Genossenschaft besteht darin, Familien grösstmöglichen Wohnraum zu erschwinglichen Mietzinsen zur Verfügung zu stellen.»

Anne-Laurence Stadelmann

Das Heft selbst in die Hand genommen
Durch die sich verändernden Lebensumstände ergab sich für Anne-Laurence Stadelmann folglich eine Unterbelegung des Einfamilienhauses. Da wurde der Zürcherin bewusst: Der mit Freude und Dankbarkeit erfüllte Lebensabschnitt im Einfamilienhaus an der Wehntalerstrasse neigt sich dem Ende entgegen. Die Lehrerin verlor keine Zeit. Sie suchte, wie in den Belegungsrichtlinien vorgeschrieben, zeitnah den Kontakt mit der Vermietungsabteilung des Sunnige Hof. Sie informierte die Verantwortlichen über die bevorstehende Wohnsituation und deponierte ihre Wünsche für die Umsiedlung. Für Anne-Laurence Stadelmann machen die Belegungsrichtlinien Sinn. «Das Konzept einer Genossenschaft besteht darin, Familien grösstmöglichen Wohnraum zu erschwinglichen Mietzinsen zur Verfügung zu stellen. Ich wollte wieder Platz für eine Familie freimachen, damit sie dieses kleine Paradies nutzen kann», betont sie.

Derweil hatte Anne-Laurence Stadelmann während des Umsiedlungsprozesses klare Vorstellungen, wohin sie es nach dem Wegzug aus der Wehntalerstrasse innerhalb der Genossenschaft verschlagen sollte. Sie war von der Architektur und dem Ausbaustandard der Siedlung Else Züblin in Zürich-Albisrieden begeistert. Kein Wunder also, übermittelte sie den Wunsch, von der Wehntalerstrasse nach Albisrieden umgesiedelt zu werden. Dank der konstruktiven Zusammenarbeit mit der Vermietungsabteilung und dank den vorhandenen Mietobjekten erhielt sie die Zusage für eine 3½-Zimmer-Wohnung in der Siedlung Else Züblin. «10 Tage danach bin ich mit meinem Partner eingezogen und habe in dieser kurzen Zeit meinen gesamten Haushalt der letzten 17 Jahre sortiert und verkleinert», sagt die Lehrerin.

Mittlerweile hat sich Anne-Laurence Stadelmann mit ihrem neuen Partner in der neuen Umgebung gut eingelebt. Nichtsdestotrotz sehnt sie sich ab und an nach dem Gartensitzplatz in ihrem vorherigen Haus an der Wehntalerstrasse wie auch nach den sozialen Kontakten zur Nachbarschaft. Diese kompensiert sie mit gelegentlichen Abendessen und Pokerrunden mit ihren langjährigen Freunden der Wehntalerstrasse.

Damaris Bausch

Kurze Wege, ein gewohntes Umfeld, genügend Platz für sie und die Kinder und wenn möglich f inanzierbar. So sah die Wunschliste von Damaris Bausch bei ihrer Wohnungssuche aus. «Ich war mir bewusst, dass diese Kombination nicht einfach zu f inden ist. Besonders, wenn man bei der Suche auf ein bestimmtes Quartier beschränkt ist», sagt sie. An der Siedlung Wehntalerstrasse schätzte sie den Ausblick ins Grüne und die Nähe zum Wald schon immer, schiebt die Mutter dreier Töchter nach. So sei nach der Trennung in ihr der Wille gewachsen, die neue Lebensphase weiterhin in der Siedlung in der Nähe vom Bucheggplatz zu verbringen. «Die Kinder haben im Quartier Wurzeln geschlagen. Ich habe manchmal den Eindruck, dass wir nicht in einem Einfamilienhaus, sondern auf einem Campingplatz leben», sagt die 45-jährige Zürcherin. Die Kinder würden mit ihren Spiel- kameraden*innen von Hof zu Hof hüpfen, während es sich die Eltern gemeinsam mit den Nachbarn auf den Gartensitzbänken gemütlich machten. Ihr Ex-Partner seinerseits blieb nach der Trennung in der Siedlung Wehntalerstrasse wohnhaft, und da sich die beiden zu gleichen Teilen um die Kinder kümmern, war dies ein weiterer Grund, im Quartier sesshaft bleiben zu wollen.

«Wir leben in einer Stadt mit Wohnungsknappheit. Klar, dass da eine Genossenschaft darauf achtet, beschränkten Wohnraum optimal zu nutzen.»

Damaris Bausch

Über Umwege zur Traumumsiedlung
Die Verwirklichung des Traums, an der Wehntalerstrasse zu bleiben, gestaltete sich für die Familie während des Umsiedlungsprozesses aber herausfordernder als gedacht. Weil der Siedlungsgenossenschaft zum damaligen Zeitpunkt kein freies Wohnobjekt in der notwendigen Grösse zur Verfügung stand, siedelte sie zunächst in eine Mietwohnung auf dem freien Wohnungsmarkt um. Parallel dazu blieb Damaris Bausch aber Genossenschafterin und hielt Kontakt mit der Sunnige Hof Vermietungsabteilung. Deren Mitarbeitenden hätten sich bemüht, die Familie im Umsiedlungsprozess über die möglichen Wohnobjekte auf dem Laufenden zu halten. Zudem sei die Geschäftsstelle auf die veränderten Bedürfnisse der Familie eingegangen.

Die studierte Biologin konnte auf die Unterstützung der Bewohnenden der Siedlung Wehntalerstrasse bauen. «Es haben sich einige Freunde aus der Nachbarschaft bei der Genossenschaft gemeldet und dafür eingesetzt, dass ich mit den Kindern im Quartier bleiben darf.» Diesen sozialen Zusammenhalt schätzt Damaris Bausch. Als sie von dem freistehenden Häuschen erfuhr, ging das Bangen los, ob sie wirklich alle Bedingungen erfüllte.

Für Damaris Bausch war der prägendste Moment, als sie vom Sunnige Hof die Zusage für das Ein- familienhaus an der Wehntalerstrasse erhielt. «Da kam das Gefühl auf, ich hätte gerade den Sechser im Lotto gezogen. Der Entscheid war für uns alle eine enorme Erleichterung.» Die Umsiedlung lief für Damaris Bausch im Frühjahr 2022 sportlich ab. Innert zweier Wochen zügelte sie einen Vier-Personen-Haushalt an die Wehntalerstrasse.

In Achtsamkeit leben
Damaris Bausch ist sich bewusst, lediglich temporärer Gast im Einfamilienhaus an der Wehntalerstrasse zu sein. «Wir leben in einer Stadt mit Wohnungsknappheit. Da ist es klar, dass eine Genossenschaft darauf achtet, den beschränkten Wohnraum im Sinne der Genossenschafter*innen optimal zu nutzen.» Nun lebt Damaris Bausch zusammen mit ihren Mädchen im einstigen Heim von Anne-Laurence Stadelmann und schlug ein neues Kapital in ihrem Leben auf.